Einsteigen bitte.

Mittlerweile sind wir in der Mongolei und haben Russland den Rücken zugekehrt. Wir sind einmal quer durch dieses riesige Land gefahren, haben dabei ca. 7.200 km zurückgelegt und 6 Tage im Zug verbracht. 


In Moskau sind wir am Bahnhof Yaroslavskiy in die Transsibirische Eisenbahn eingestiegen. Vorher haben wir Lebensmittel und Wasser eingekauft, um uns in den ersten 5 Tagen Zugfahrt bestmöglichst selbst zu versorgen. Unter unseren Einkäufen waren Brot, Wasser, Nudelsuppen, Tomaten, Gurken, Konserven-Fisch, Käse und Wurst. Kleinigkeiten, wie frisches Brot, Sülze oder Süßigkeiten haben wir an den Bahnhöfen gekauft, an denen wir länger Halt gemacht haben.

Insgesamt hielt unser Zug von Moskau nach Irkutsk 79 mal am Bahnhof. Davon 20 mal länger als 5 Minuten. Die gesamte Fahrt teilten wir unser Abteil mit Nikolai - den Wagen mit vier anderen russischen Familien. Die weiteren Abteile wechselten die Gäste häufiger durch.

Rosa suchte den Kontakt zu den anderen Kindern in unserem Wagen und fand schnell Anschluss. Mit Händen und Füßen einigten sie sich, was man spielen wolle. Und so kamen wir auch mit Eltern und anderen Mitreisenden ins Gespräch. Wenige Russen können etwas deutsch, fast keine englisch. Unserer Erfahrung nach sind Russen erstmal sehr verhalten - sie grüßen und bedanken sich nicht, noch werfen sie einem mal ein zartes Lächeln zu. So dauerte es etwa anderthalb Tage bis unser Mitreisende Nikolai mit uns warm wurde. Dafür dann aber intensiv. Er rannte mit Rosa durch den Zug, kitzelte und lachte mit ihr. Wir aßen alle Mahlzeiten gemeinsam und saßen abends lange mit ihm und dem Google Übersetzer und sprachen über sein und unser Leben.

Unsere Abteil-Gemeinschaft funktionierte super. Jeder nahm Rücksicht auf den anderen und hielt alles sauber - vor allem auch sich selbst :) Die Nächte waren bei Patrick und mir unruhig. Die Gleise verlaufen teilweise so schief, dass der Zug heftig ruckelte und man aus dem Schlaf gerissen wurde und dachte, der Zug entgleise.

Landschaftlich war die Fahrt von Moskau nach Irkutsk eher eintönig. Trotzdem wunderschön. Russland ist unfassbar groß und man sieht neben den vielen Birken- und Tannenwäldern ab und an kleine Ortschaften mit bunten Holzhäusern. Wir haben uns oft gefragt, wie die Russen den kalten Winter bestreiten.

Frühmorgens sind wir in Irkutsk ausgestiegen. Dort holte uns Sergei - unser Host - ab und fuhr uns in ein kleines Dorf zwischen Irkutsk und Listwjanka. Wir wohnten in einem kleinen urigen Holzhaus, mit eigenem Banja (russische Sauna) und einem wunderschönen Garten. So sehr man sich den kalten Winter in Sibirien vorstellen kann, so erstaunlich farbenfroh ist die Blumenlandschaft. Sergei wohnt mit seiner Frau Tatjana auf dem Grundstück, auf dem auch unser Holzhaus steht. Jeden morgen erhielten wir ein üppiges Frühstück und abends schwarzen Tee. Sergei fuhr uns nach Irkutsk und an den Baikalsee nach Listwjanka.

Irkutsk steht fur Sibirien und die Sowjetunion. Niemand spricht englisch und gegenüber reisenden Westlichen ist man sehr skeptisch. Es verirrt sich auch nur selten jemand hier her. Sich in Irkutsk zurecht zufinden war eine Herausforderung - sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen fast unmöglich. Nachfragen undenkbar. Buspläne nicht vorhanden und ein Verkehrsnetz aus unserer Sicht unverständlich. So schafften wir es nur, Tickets für unsere Weiterfahrt nach Ulan Bator zu kaufen, zum Friseur zu gehen und Kleinigkeiten im Supermarkt zu kaufen. Glücklicherweise verabredeten wir uns an einem anderen Tag mit Nikolai, der uns dann noch mal Irkutsk zeigte. Wir fuhren mit einem Boot über den Angora zu einer kleinen Insel. Dort lebten wilde Hasen und Einheimische betrieben eine Fischzucht.

Den Baikalsee in Listwjanka zu sehen, war ein wunderschönes Erlebniss. Die Russen sind sehr stolz auf den Baikal, den tiefsten See der Erde. Steht man davor, fühlt man sich sehr klein, die Natur ist überwältigend. Es scheint als hätte der See kein Ende und man stünde vor einem Ozean.

Während der Weiterfahrt mit dem Zug nach Ulan Bator fuhren wir den größten Teil der Strecke am Baikalsee entlag. Aus dem Fenster zu schauen und die Natur zu beobachten war besser, als jedes Buch und jeder Film. Nach dem See fing direkt die Tundra der Mongolei an. Es überraschte uns eine unfassbar große Weite, die in uns die Vorfreude auf die Mongolei und die Wüste Gobi weckte.

Do svidaniya und bis bald mit einem neuen Beitrag aus der Monglei.

Bahnhof Moskau 

Anzeigetafel Bahnhof Moskau 

Gepäck und Einkauf 

Transsib vor der Abfahrt 
Zugtoilette
Heiß-Wasser-Station für Tee und Suppen

Rosa und Irsana spielen im Gang 
Frühstück im Zug 

Abendessen im Zug 
Kiosk an einem Bahnhof 

Kiosk an einem Bahnhof 

Irgendwo in Russland 
Rosa spielt an einem Bahnhof...

... im Sand 

Illegal besorgtes Bier  (Alkohol ist in der Transsib verboten)

Die Jennys mit Nikolai 
Hühner auf unserem Grundstück

Selbst angebautes Gemüse in unserem Garten 

Üppiges russisches Frühstück 

Sitzgelegenheiten im Garten 

Homemade Wodka 
Rosa beim Friseur 


Fischzucht 

Baikalsee 

Geräucherter Fisch 

Abteil in Zug 306 nach Ulan Bator

Baikalsee 

Ankunft in Ulan Bator 




Kommentare

  1. Wiederrum wunderbar geschrieben liebe Sarah, es macht spass das zu lesen !!
    charascho spasiba

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    1. lieber Bernd, danke für die netten Worte! Schön das es dir gefällt 😊

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